Bis zum Jahre 1869 gab es in Langendiebach eine Knaben- und eine Mädchenschule. Beide waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in einem Haus untergebracht (Wilhelmstr. 3). Dieses Gebäude reichte ab dem Jahr 1870 jedoch nicht mehr aus, so dass ein neues Schulhaus auf der Nordseite des Kirchhofs (Wilhelmstr. 4) gebaut wurde. Im Jahre 1869 waren auch hier die Kapazitäten ausgeschöpft. Wegen Überfüllung musste eine weitere Schulklasse eingerichtet werden, die einige Jahre im Rathaussaal untergebracht wurde. Gleichzeitig wurde die bisherige Trennung nach Geschlechtern zugunsten eines Schulsystems mit aufsteigenden Klassen aufgegeben.
1872 wurde schließlich ein neues (das heutige alte) Schulgebäude in der Friedrich-Ebert-Straße fertiggestellt und am 13. November eingeweiht. Wie heute bestand es damals aus vier Klassenräumen. Zunächst wurden nur drei Räume genutzt, da es nur drei Klassen bzw. drei Lehrer gab. Als am 1. April 1875 ein vierter Lehrer eingestellt wurde, konnte eine weitere Klasse eingerichtet werden. Nachdem zwei weitere Klassen (fünfte und sechste) hinzukamen, wurde ein zweites (das heutige neue) Schulhaus errichtet und am 3. Juli 1898 eingeweiht. Dieses Gebäude war zunächst eingeschossig und bot Platz für zwei Klassenräume. Im Jahre 1907/08 wurde das neue Schulhaus ausgebaut. Auf dem neuen Schulhaus wurde eine Uhr aufgestellt, die die Viertelstunden angab, so dass das bisher übliche Schulläuten wegfallen konnte. Im gleichen Jahr wurde auf dem Schulhof ein 53 m tiefer Brunnen gebohrt.
Aufgrund des Schulunterhaltungsgesetzes, das am 1. April 1908 in Kraft trat, wurde für Langendiebach ein Schulvorstand gebildet. Dieser bestand aus sieben Mitgliedern (von der Reg. zu Kassel ernannt wurden: Pfarrer Herchenröther, Bürgermeister Rüger, Lehrer Weckmann; von der Gemeindevertretung für sieben Jahre gewählt wurden: Gemeindeverordneter Prokurist Pfosch, Zimmermeister Fucker, Milchhändler Bär und Werkführer Schneider). Den Vorsitz für innere Angelegenheiten hatte Pfarrer Herchenröther, den für äußere Angelegenheiten Bürgermeister Rüger übernommen. Die erste Schulvorstandssitzung fand am 14. Mai 1908 statt.
In ihrer Sitzung vom 19. Mai 1910 beschloss die Gemeindeverwaltung, mit zehn Stimmen gegen eine Stimmenthaltung, die Errichtung einer Rektorenstelle. Diese wurde am 1. Oktober 1910 dem bisherigen Mittelschullehrer Richard Grähsner aus Hanau übertragen.
Am 2. Dezember 1910 starb die Schülerin Wilhelmine Bach an Scharlach. Daraufhin mussten 72 Schüler wegen Erkrankung oder Ansteckungsgefahr dem Schulunterricht bis Anfang Februar 1911 fernbleiben.
Der erste Elternabend fand am 9. Dezember 1911 statt und wurde von ca. 600 bis 700 Personen besucht.
Am 20. August 1912 wurde das erste Kinderfest der Schule auf dem Festplatz unter den "Vier Linden" gefeiert.
Nach dem Weggang des Rektors Grähsner blieb die Rektorenstelle drei Monate unbesetzt. Während dieser Zeit wurde das Rektorat durch den dienstältesten Lehrer der Schule J. Weckmann versehen. Am 1. April 1914 trat Hans Stapelfeld, der bisher Seminarlehrer in Dillenburg war, die Rektorenstelle an.
Der Erste Weltkrieg beeinflusste das Schulleben stark. Wie überall war die Kohleversorgung der Gemeinde sehr schlecht, so dass die Schule vom 20. Januar 1917 bis zum 30. April 1917 geschlossen bleiben musste, da sie nicht beheizt werden konnte. Ebenso konnten ab dem 7. Oktober 1917 die einzelnen Klassen aufgrund des Brennstoffmangels nur zwei Stunden täglich unterrichtet werden. Das alte Schulhaus wurde geschlossen, denn es besaß keine Zentralheizung. Alle sieben Klassen mussten im neuen Schulhaus unterrichtet werden. Der Unterricht wurde so eingeteilt, dass einige Klassen von 8.00 bis 12.00 Uhr die übrigen von 12.00 bis 14.00 Uhr die Schule besuchten.
Im Keller des neuen Schulhauses wurde für den Haushaltskurs eine Küche eingerichtet. Aufgrund des Mangels an Lebensmitteln und Rohstoffen lernten die Schülerinnen hier zwangsläufig eine möglichst billige und zeitgemäße Zubereitung der Mahlzeiten.
Die Klassengröße stieg im Ersten Weltkrieg stark an. Beispielsweise besuchten 91 Schüler die zusammengelegte erste und zweite Klasse.
Im Laufe der Jahre 1917 und 1918 zeigten sich die Folgen der wirtschaftlichen Not in einer zunehmenden Unterernährung der Schülerinnen und Schüler. Es begannen die oft mehrere Tage andauernden "Hamsterfahrten" in die angrenzenden Gebiete, zu denen die Mütter häufig ihre älteren Kinder mitnahmen.
Im April 1919 wurde eine Schulordnung eingeführt, die zur Besserung der Unterrichtsergebnisse wie auch zur Erziehung der Kinder beitragen sollte. Eine erste gemeinsame Sitzung des Elternbeirats fand am 22.03.1919 (9 Mitglieder, Lehrkräfte) statt. Auf dieser wurde die Einrichtung einer Förderklasse beschlossen.
Die schlimmsten Nachwirkungen des Krieges waren Ostern 1920 überstanden, so dass einem regelmäßigen Schulbesuch nun nichts mehr im Wege stand. Ab 1922 fand der Sportunterricht in der Turnhalle statt, die in dem alten Elektrizitätswerk eingerichtet wurde.
Zum wichtigsten Ereignis im Schuljahr 1923/24 gehörte die durch die fortschreitende Inflation bedingte Auflösung der Schulsparkasse (8- jähriges Bestehen). Die enorme Entwertung des Geldes machte den Zweck des Sparens illusorisch, fast alle Eltern erklärten sich für die Auflösung.
Trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage wurde vom Schulvorstand und der Gemeindevertretung eine vollständige Lehrmittelfreiheit für alle Volksschüler beschlosssen.
Ein hauptamtlich angestellter Schuldiener (Herr Deutzer) kümmerte sich ab November 1923 erstmals um die Beseitigung der Unsauberkeit und Unordnung in den Klassenräumen wie auf dem Schulgelände.
Begründet durch den Geburtenrückgang während der Kriegsjahre gab es immer weniger Schulkinder, die Förderklasse wurde 1925 sogar wieder aufgelöst.
Die Rangordnung in den Schulklassen wurde fast gänzlich aufgehoben, d. h. die Kinder wurden nicht mehr nach ihrer Begabung gesetzt. Ebenso verzichtete man immer mehr auf Prügel als Strafmaßnahme.
Sanitätsrat Calaminus kümmerte sich seit 1920 als Schularzt um díe Schulgesundheitspflege. Im Jahre 1925 fuhren 46 Kinder zu Erholungskuren.
In den Jahren 1925-29 führte die Schule jährliche Großwanderungen (Bahn- und Schiffsreisen) durch, die dann im Unterricht gründlich vor- und nachbereitet wurden.
Beim Kreisturnfest 1929 gewannen die Knabenstaffelläufer der Schule den Wanderpreis.
Die amtlichen Funktionen des Herrn Rektor Stapelfeldt waren am 30.09.1932 beendet und wurden vertreten von Konrektor Norwig. Am 18.04.1933 erfolgte die Ernennung von Konrektor Norwig zum Hauptlehrer (rückwirkend zum 01.04.1933).
Am 30.01.1933 erfolgte die „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten. Aus propagandistischem Anlass gab es diverse Feiern, Feste wie auch schulfreie Tage.
Aus dem Lehrerkollegium wurden Lehrer wegen ihrer politischen Einstellung versetzt bzw. entlassen.
Die Oberstufe der Volksschule wie auch die Lehrer wohnten der Rekrutenvereidigung am 30.10.1936 in Hanau bei.
Hauptlehrer Norwig ist am 30.04.1938 aus dem Dienst ausgeschieden. Die kommissarische Schulleitung wurde Herrn Schwind übertragen, er wurde am 01.12.1938 zum Hauptlehrer ernannt.
In dem Bewusstsein, dass die Schulentlassung im 3. Reich von völkischer Bedeutung ist, erfolgte ihre Durchführung zum ersten Mal am 24.03.1939 als öffentlicher Akt. Alle Eltern, die Gemeindeführung und besonders die Führer der Hitlerjugend waren zu einer Feierstunde eingeladen.
Luftschutzunterricht fand am 17.05.1939 statt. Alle Schüler und Lehrer wurden zum Aufsuchen des Kellers aufgefordert, weiterhin gab es eine praktische Übung im Hof.
Am 01.09.1939 brach der Krieg aus. Die männlichen Lehrkräfte wurden zum Militärdienst eingezogen, die Lehrerinnen stellten ihre Kraft der Gemeinde zur Verfügung - der Unterricht fiel an den ersten Kriegstagen aus, er begann am 14.09.1939 wieder.
Im Schuljahr 1943/44 hatte der Unterricht sehr unter feindlichen Fliegerangriffen zu leiden. Insgesamt entfielen in diesem Jahr 62 Unterrichtsstunden.
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